„Auszüge aus: Dr. Dorothea Kampmann, Kunstinventar der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Bruchhausen, Bonn 2013 (Pfarrarchiv)“

Einleitung
Bruchhausen liegt östlich von Unkel über dem Rheintal. Oberhalb der dem hl. Johannes d.T. geweihten Pfarrkirche und Wallfahrtskirche ad beatam Mariam virginem s. t. refugii peccatorum stand eine Burganlage, heute eine heterogene Hofanlage. Im Ortskern des die Kirche umgebenden Dorfes sind zahlreiche Fachwerkhäuser des 17. bis 19. Jahrhunderts erhalten.
Die Kirche gehörte seit dem Mittelalter zur Pfarrei St. Severin in Erpel im Kirchspiel Erpel, weltlich bis 1803 zur Herrschaft Erpel. Eine marianische Kapelle kann schon für das 11. Jahrhundert nachgewiesen werden. Aus den Jahren um 1619 sind größere Auseinandersetzungen um die Loslösung von der Mutterpfarre in Erpel belegt. Am 15.4.1652 erhält die Kirche eigene Pfarrrechte mit einer teilweisen Selbständigkeit und
wird zu einer Filialkirche erhoben. Sie bleibt durch bestimmte Pflichtleistungen an die Mutterpfarre gebunden. Das Kollationsrecht behielt der Dompropst bzw. der Domdechant des Kölner Domkapitels. Nach einer Ablehnung der vollständigen Loslösung von der Mutterkirche im Jahr 1819 erfolgte im Jahr 1821 die Trennung von der Mutterkirche
in Erpel. Heute gehört die Pfarrkirche zum katholischen Seelsorgebereich Verbandsgemeinde Unkel.
Die Kirche St. Johann Baptist ist eine bedeutende Wallfahrtskirche im Erzbistum Köln.
Schon im 11. Jahrhundert ist eine Marianische Kapelle belegt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde ein Marienbild unter dem Titel Mater Admirabilis verehrt. Im Jahr 1745, am 21. September geschah ein Tränenwunder. Zwei Mädchen bemerkten, das aus den Augen der Gottesmutter eine hellglänzende Flüssigkeit entquoll, die wie Tränen aussah. Die wunderbare Tränenerscheinung dauerte bis März 1746. Kurfürst und Erzbischof
Clemens August besuchte Bruchhausen im Dezember 1745. Er setzte eine Prüfungskommission, die das Bildwerk nach Abschluss der Untersuchung kleiden und in einer Nische aufstellen ließ. Zu dem Mariengnadenbild ... unter dem Titel refugium peccatorum finden bis in die Gegenwart Wallfahrten statt.
Das gotische Kirchengebäude ist auf eine romanische Basilika aufgebaut. Aus spätstaufischer Zeit, um 1230, sind Langhauswände. Ob auch der Turm oder mehr als das Fundament des Turms in diese Zeit zu datieren ist, müsste eingehender untersucht werden. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts oder um 1500 wurde die Basilika zu einer gotischen Hallenkirche mit einem höheren Chor und einem reichen Figurenschmuck an Schlusssteinen und Konsolbüsten erweitert. Es gibt Hinweise, wie die inzwischen überstrichene Inschrift seitlich der Figurennische über dem Portal... und der Schlussstein ... im Gewölbe des Turms, dass um 1635/37 der Turm erneuert wurde. Der vor das südliche Seitenschiff gesetzte kleine Anbau trägt die Jahreszahl 1682.
Literatur: Kdm. 1940, S. 71ff. (mit älterer Literatur); - Handbuch des Erzbistums Köln, 26. Ausgabe 1966, Bd. I, S. 251 (mit älterer Literatur); - Werner Schönhofen, in: Rheinische Kunststätten Heft 406, 1994, S. 3; - Elmar Wiegelmann, Sammlung von Akten und Notizen, 1997; - Heinz Adenauer 2005, S. 92ff; - Heinz Adenauer 2007, S. 243.

Liturgische Ausstattung
Hochaltar... 18. Jahrhundert. In der heutigen Form 20. Jahrhundert.

Marienaltar ...
Stiftung des Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August, Bonn, 1745. (Datierung durch Urkunden). Marmor, Schmiedeeisen. Die Figurennische mit dem Gnadenbild und den Votivgaben ist mit blauem, besticktem Samt ausgeschlagen und verglast.

Marienaltar Consolatrix Afflictorum ...
In der Nische Statue der Muttergottes mit Kind. ... Mittelrhein/Mainz, Anfang 15. Jahrhundert. Kalkstein, vergoldet, farbig gefasst, H: 90 cm.
Maria, das Jesuskind auf der linken Hüfte tragend, gekrönt, mit welligem Haar, eine mit Blüten geschmückte Krone tragend, in der Rechten ein Zepter. Goldener Mantel mit verzierten Rändern, innen blau. Rotes Kleid. Das Jesuskind hält einen Vogel in der linken Hand. Die Rechte liegt auf der Brust Mariens. Goldene Locken. Oberkörper nackt. Die Beine überkreuzt.

Skulpturen
Christus-Büste... 17. Jahrhundert. Holz farbig gefasst, H: 65 cm. Die segnende Hand ist angeklebt. Halbfigurdarstellung. Christus segnend mit Weltkugel, empor schauend. Bekleidet mit einem weißen Gewand, außen rotem, innen goldenem Mantel. Der vergoldete Kronenbügel der blauen Kugel ist mit Edelsteinimitationen bemalt. Die Büste befand sich früher an der abgerissenen Orgelempore. ...
Hl. Sebastian... 17. Jahrhundert. Holz farbig gefasst, H: 102 cm mit Plinthe. Vollplastische Standfigur, an einen Baumstamm gefesselt, von Pfeilen durchbohrt, mit erhobenen Armen. ...
Hl. Antonius von Padua... 1. Hälfte 18. Jahrhundert. Holz farbig gefasst, H: 103 cm. Lilie neu. Vollplastische Standfigur, Strahlenkranz als Nimbus. Bekleidet in einen franziskanischen Habit mit verziertem Schulterkragen, Albe und Stola. In der rechten Hand eine Lilie, in der Linken ein Buch haltend. Auf dem Buch, aufrecht sitzend, das Jesuskind segnend mit Weltkugel. ...
Hl. Erzengel Michael...18. Jahrhundert. Holz, farbig gefasst, H: ca. 104 cm, mit erhobenem Flammenschwert H: 122 cm. Standfigur, Rückseite hohl. Darstellung des Erzengels Michael in Rüstung auf dem liegenden Satan stehend, in der Rechten ein Flammenschwert haltend, geflügelt. Rundes Gesicht, gedrungene Gestalt, sehr bewegtes, kurzes Manteltuch und Rock. Vor dem Bauch das Christusmonogramm IHS. Die Linke hält eine Kette, daran der auf dem Boden liegende, rote Satan mit Flügeln, Hörnern und ausgestreckter Zunge.
Hl. Nepomuk... 18. Jahrhundert. Holz farbig gefasst, H: 140 cm.
Vollplastische Standfigur des hl. Johannes von Nepomuk als bärtiger Kanoniker in Chorkleidung aus Soutane, Rochett mit detailreich ausgearbeiteter Spitze, Almutia mit Hermelin und Birett. In der Linken ein Kruzifix und in der nach unten ausgestreckten Rechten einen Palmzweig.
Literatur: Dehio/Gall 1949, S. 332; - Werner Schönhofen, in: Rheinische Kunststätten Heft 406, 1994, S. 9.
Schmerzhafte Muttergottes... 18. Jahrhundert. Ton monochrome Fassung mit Spuren einer früheren polychromen Fassung, ohne Sockel H: 97 cm, H: 108 cm mit Sockel. Standfigur auf einer kuppelförmigen Plinthe. Rückseite hohl. Rotbraune Fassung mit vergoldeten Rändern. Einfacher profilierter Sockel. Darstellung der trauernden Muttergottes, die Hände vor der Brust, empor schauend.
Kruzifix ... 19. Jahrhundert. Holz farbig gefasst, H: ca. 100 cm. Neue Fassung. Christus mit vier Nägeln gekreuzigt. Das Haupt zur rechten Schulter geneigt. Vergoldetes, diagonal gelegtes Lendentuch.
Johannes d.T. ... 18. Jahrhundert. Holz polychrome Fassung, H: 71 cm mit Plinthe. Vollplastische Standfigur auf einer flachen grünen Plinthe. Die linke erhobene Hand hält ein Kreuz mit einer Fahne und den Worten ECCE AGNUS DEI. Die Rechte weist auf das hinter ihm auf dem Boden stehende Lamm. Goldenes Gewand, innen mit Fell. Rechte Schulter und Oberkörper unbekleidet.
Johannes d.T. ... 19. / Anfang 20. Jahrhundert. Holz (?), farbig gefasst, H: ca. 120-140 cm.

Gemälde
Votivbild - Schmerzhafte Muttergottes... Rheinland, 1636 gestiftet. Öl/Leinwand auf Holz, H: 77 cm, B: 66 cm, mit Rahmen H: 93 cm, B: 81,5 cm. Inschrift auf dem Rahmen: Anno 1636 Haben zu Ehren der allerheiligsten Jung / frawen Mariæ dies bildt verehret der Ehretvest / Ioanes Iacobus Spe undt sein Schwager Andræas Bachem undt Seine Hauss fraw Agnes Spee. Wappen - links: Roter Hahn und Initialen I S / V L (= Johann Jakob Spee von Langenfeld), rechts: Ehewappen heraldisch rechts Hausmarke mit E, A und B (= Andreas Bachem) und Roter Hahn und Initialen A S / VL (= Agnes Spee von Langenfeld). Darstellung der Muttergottes mit sieben Schwertern, sechs vor der Brust ausstrahlenden
Schwertern, einem hinter ihrem Kopf. Unter dem Kreuz sitzend. Umgeben von sieben kleinen Rundbildern mit Darstellungen der Sieben Schmerzen Mariens: Beschneidung Jesu, Flucht nach Ägypten, Suche nach dem zwölfjährigen Jesus im Tempel, Christus verabschiedet sich von seiner Mutter, Kreuztragung Christi, Kreuzigung Christi, Grablegung / Beweinung. Im unteren Drittel die Stifter, Sohn, Tochter und Schwiegersohn der 1631 als Hexe hingerichteten Anna Katharina Spee. In der linken unteren Ecke des Bildes kniet Johann Jakob Spee von Langenfeld, im Rücken ein Tisch mit Hut und Buch. In der rechten Ecke Andreas Bachem und Agnes Spee von Langenfeld, vor Agnes Spee eine Mädchen mit einer Blume. ...

Totentanz... Um 1700 (Letztes Viertel 17. Jahrhundert - Anfang 18. Jahrhundert). Öl auf Holz, H: 110 cm, B: 170 cm. Zustand: Schäden durch Feuchtigkeit, Schimmelbildung. Horizontal in zwei Reihen aus Bild- und Schriftzeile gegliedertes Gemälde mit einer gemalten Rahmung aus Akanthusrankenborte. Die Schriftzeilen aus einem weißen Streifen mit der zu der darüber liegenden Darstellung passenden vierzeiligen Beschriftung, die Verse von dünnen Voluten unterteilt. Die Bildzeile besteht aus hochrechteckigen Bildfeldern, die durch eine schwarze Linie voneinander abgegrenzt sind. Die Figuren, der als Sensenmann, als Skelett mit einer Sense, dargestellte Tod und die Personen der verschiedenen Stände sind vor einem rotbraunen Hintergrund dargestellt, in der oberen Reihe die Vertreter der geistlichen Stände, in der unteren Reihe die Vertreter der
weltlichen Stände. Der Totentanz beginnt oben links mit drei hinter einem offenen Sarg musizierenden Skeletten, Geige, Schalmei und Laute spielend. Es folgen:
- der Tod und der Papst
- der Tod und der Kardinal
- der Tod und der Bischof
- der Tod und der Abt
- der Tod und der Domherr
- der Tod und der Pastor
- der Tod und der Mönch
- der Tod und die Ordensfrau
- der Tod und die Stiftsdame
Die obere Reihe abschließend ist der auferstandene Christus dargestellt.
In der zweiten Reihe folgt der weltliche Stand:
- der Tod und der Kaiser
- der Tod und der König
- der Tod und der Herzog
- der Tod und der Graf
- der Tod und der Adlige
- der Tod und der Ritter
- der Tod und der Arzt
- der Tod und der Richter
- der Tod und der Krämer
- der Tod und der Bauer
- der Tod und der Arme. ...

Hl. Barbara... 18. Jahrhundert. Öl auf Holz, H: 51 cm, B: 34 cm. Darstellung der hl. Barbara in Ganzfigur mit einem Turm zu Füßen, einen Kelch und Hostie mit ihrer rechten Hand vor dem Herzen haltend. Lange lockige Haare. Seitlich eine Märtyrerpalme und ein Schwert. Gekleidet in ein rotes Gewand, blauen Mantel und weißen Schleier. Oben eine Rundbogenumrahmung, unten große Fliesen.

Marienbild - Tränenwunder... Ende 18./19. Jahrhundert. Öl auf Holz, H: 81,5 cm, B: 52 cm, Profil B: 2,5 cm. In der südlichen Wand des Chores, gerahmt von einem profilierten Steinrahmen, befestigt durch eine schmale Holzleiste. Szenische Darstellung in einem Kirchenraum, im Bild von einem Sockel und einem Rundbogen gerahmt. Im Hintergrund ein schmales zweibahniges Fenster, Fliesenfußboden. Darstellung eines Geistlichen, eine Muttergottesstatue haltend. Hinter ihm eine männliche Figur mit einem Schlüsselbund. In der linken Bildhälfte zwei junge Mädchen, die vordere kniend, zur Muttergottes weisend, die hintere stehend mit betenden oder vor das Gesicht gehaltenden Händen. Auf dem Boden Rosen und ein dunkler Gegenstand. ...

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