Wir fahren in einer Kulturlandschaft, d.h. alles, was wir sehen, wurde in den letzten Jahrtausenden überwiegend von Menschenhand überformt: Wälder, Felder, Wege, Straßen, Siedlungen, Wasserläufe etc. –
Ursprünglich, vor vielen Millionen Jahren, befand sich der flache Ausläufer eines Urmeeres an dieser Stelle. Nach dem Rückzug des Meeres blieb eine weitgehend flache Landschaft zurück, ohne größere Erhebungen. Die Eifel gehört auf der linken Rheinseite ebenfalls zu diesem Gebiet dazu.
Vegetation und Klima
Das Niederschlagswasser suchte sich seit Hunderttausenden von Jahren seinen Weg zunächst zum heutigen Rheintal, dann zur Nordsee. Wind und Wasser formten seit dieser Zeit die Landschaft. Zerfurchte Hochflächen mit leichten Erhebungen und steile, nasse V- Täler entstanden, in denen Bäche und kleine Flüsse das Oberflächen – und Quellwasser abtransportierten und die sich tief in den Untergrund“ einfraßen“.
Die Vegetation und das Klima ließen in der Vergangenheit ein dicht bewaldetes Gebiet entstehen. Eichen – und Buchenwälder bildeten die ursprünglichen Waldgebiete. Das Oberbergische war durch seinen topographischen Aufbau und seine dichten Urwälder siedlungsfeindlich.
Besiedlung
Die Besiedlung erfolgte um 800 n. Chr. durch die Franken von Westen und die Sachsen von Osten. Ungefähr im 8. Jahrhundert nach Christus begann die Christianisierung der wenigen Einwohner durch Mönche, die Klöster gründeten und das Wissen (Ackerbau, Viehzucht u.a.) in unsere Gegend brachten.
Die Böden waren karg und wenig fruchtbar. Die Eigenversorgung der Bauern war dadurch kaum zu gewährleisten. Deshalb entstand kein durchgehender Siedlungsraum.
Für die Nahrungsbeschaffung war der Anbau von Getreide und die Jagd von Wildtieren eine zentrale Tätigkeit. Nur so konnte das Überleben der Sippe oder des Stammes sichergestellt werden. Eine Besiedlung unseres Gebietes war aber nur möglich, wenn der Baumbestand gerodet wurde. Es entstanden Gehöfte mit wenigen Familien. Die Bewirtschaftung des Bodens erforderte Wissen und Unterstützung durch Experten. Das waren die Mönche, die sich in Klöstern ansiedelten. Für ihre Hilfe wurden sie von den ursprünglichen Landbesitzern als Erben eingesetzt. Selbstverständlich erhofften sich die Besitzenden Fürsprache im Himmel. Die Mönche vergaben das Land wiederum an die Menschen vor Ort gegen eine Abgabe, die im Herbst geleistet werden musste (z. B. an Martini).
Für die Menschen im Oberbergischen Land bildeten, im Eigenanbau auf kleinen Flächen betrieben, Kartoffeln, Gerste und vor allem Hafer die hauptsächliche Nahrungsgrundlage. Die Viehwirtschaft entwickelte sich erst spät in unseren Breiten.
Das besonders arme Gebiet im südlichen Oberbergischen, z. B. Nümbrecht, Waldbröl, gehörte sogar noch in den 1920er Jahren zum ärmsten Gebiet in der preußischen Provinz neben den Ostprovinzen und wurde Haferspanien genannt! (Diese Bezeichnung bezog sich auf die damalige extreme Not der Spanier.)
Verkehrserschließung
Unser Gebiet war von Beginn an für die Menschen von Nord nach Süd und von Osten nach Westen ein fast undurchdringliches Durchgangsgebiet. Das galt bis ins 18. Jahrhundert! Die Durchquerung des Oberbergischen geschah auf Wegen, die über die Berge verliefen und die sumpfigen Täler vermieden. Denn auf den Zustand der Wege, die durch das eigene Gebiet führten, legten die Ansässigen keinen gesteigerten Wert. Sie hatten in den Jahrhunderten davor die Erfahrung gemacht hatte, dass sie von einem guten Zustand der Wege keinen Vorteil hatten. Den hatten hauptsächlich die durchziehenden Heere, die die Bewohnerschaft ausplünderten (30jährger Krieg), und von den sonstigen Durchreisenden dachte niemand an´s Verweilen. Jeder wollte so schnell wie möglich die unwegsamen, ausgefahrenen und mit Schlaglöchern übersäten Wege hinter sich lassen. - Erst Napoleon und die Preußen bauten aus strategischen Gründen ab Anfang des 19. Jahrhunderts ein leistungsfähiges Wegenetz.
Handel und Wandel
Kulturelle Impulse kamen in geringfügigem Maße von Westen – zuerst von den Römern, die im Randgebiet des Oberbergischen Bergbau betrieben (Engelskirchen-Loope, Bergwerk Bliesenbach).
Der Handel auf wahrscheinlich niedrigem Niveau, florierte mit dem oberbergischen Randgebiet: hauptsächlich Holz, Holzkohle, Erze, Steine, vermutlich auch Wildtiere, Beeren und Nüsse in geringen Quantitäten, scheinen die karge Handelsware gewesen zu sein. Im Mittelalter brachten der Bergbau und die Verhütung der gewonnenen Eisenerze einen bescheidenen Wohlstand in das Gebiet um Engelskirchen. Die Wasserkraft an den Flüsschen und Bächen erlaubte eine Bearbeitung der gewonnenen Erze. Die Erzeugung der Holzkohle, deren Verwendung und Export, führte im 17./18. Jahrhundert zur fast vollständigen Entwaldung, sodass die Fürsten die Verwendung der Holzkohle untersagten.
Die Erze und deren Verarbeitung blieben bis ins 19. Jahrhundert gefragt. Mit dem Niedergang des Bergbaus begann der Aufstieg der Textil – und Steinindustrie im 19. Jahrhundert. Die verspätete Erschließung des Oberbergischen durch die Eisenbahn ab 1884 (Erst seit 1903 ist das Oberbergische weitgehend mit dem deutschen Eisenbahnnetz verbunden) begünstigte das Entstehen der Textil – und Steinindustrie als Folgeindustrie (auf den Erzbergbau und die Eisenverarbeitung) aber ungemein.
Während der Fahrraderkundung werden Erklärungen gegeben, an Hand derer einzelne oben erwähnte Aspekte mit dem Vorgefundenen verbunden werden können.
Peter Ruland, 10.5.2021
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