Rundtour ländlich familienfreundlich Erftkreis
Rundtour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet. Rundtour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet. Die Tour führt durch die landwirtschaftlich stark geprägte Region rund um den Tagebau Garzweiler II zwischen der Stadt Bedburg und Jüchen. Sie verbindet Regionen des Erzbistums Köln und Bistums Aachen mitein
anregend 7–8 Std 390 Höhenmeter
Anregend. Längere fast steigungsfreie Tour, die größtenteils auf ruhigen Straßen und Feldwegen entlang führt. Nur an wenigen Abschnitten muss auf Hauptstraßen gefahren werden.
kulturell
Auf dieser Radtour geht man auf Spurensuche, um Heimat zu erfahren und zu spüren wie es ist, wenn Heimat verloren geht. Auf dem Weg sieht man Wegekreuze, Kapellen und Kirchen, wie auch historische Dorfkerne, Braunkohlekraftwerke, ein Rittersgut, Windkraftanlagen und einiges mehr.
Viele Gemeinden sind in „sicherer“ Entfernung zum sukzessiv wandernden Tagebau, andere sind entweder schon verschwunden oder zum Abriss freigegeben. Die Heimat ist im schlimmsten Fall verloren oder an einem anderen Ort neu errichtet worden. In den riesigen und stark genutzten Landwirtschaftsgebieten liegen regelmäßig verteilt Siedlungen, die Heimat für viele Menschen sind. Die Tour verläuft aber auch durch verlorenes Land; es soll dem Bergbau weichen. Der Wechsel zwischen Heimat und verlorener Heimat macht diese Tour zu einer gedanklichen und geistigen Herausforderung. Man „erfährt“ Heimat und Leben sehr intensiv.
Hinweis: Die Touraufzeichnung fand Anfang 2017 statt. Januar 2018: Aufgrund der fortschreitenden Ereignisse, kann Immerath nicht mehr durchfahren werden. Der Immerather Dom wurde im Januar 2018 abgerissen.
Die Tourenidee entstand in Zusammenarbeit zwischen Thomas Pfeiffer und Udo Wallraf.
Bedburg: Am Bahnhof in Bedburg beginnt die Rundtour um das Braunkohleabbaugebiet Garzweiler II.
Bedburg: Der Bahnhof liegt abseits des Tagebaus am Ortsrand von Bedburg. Er ist gleichzeitig Start und Ziel dieser Rundtour. Die Regionalbahn 38 fährt von Düsseldorf, Neuss oder Köln nach Bedburg.
Bedburg: Die Ursprünge des Gebäudes liegen im 12. Jahrhundert; die Herren von Bedburg lebten hier in Ihrer Burg. Nach dem der damalige Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg im Jahr 1278 die Burg zerstören ließ, wurde später der Neubau als gotische Wasserburg errichte. In der darauf folgenden Entwicklung wurde das Gebäude wiederum zu einem Schloss umgestaltet. An dem Schloss gibt es auch eine kleine Kapelle.
Bedburg: Hier am Erftradweg befindet sich eine Umgebungskarte für Radfahrer.
Broich: Die Strecke führt nun für einige Kilometer auf dem Erftradweg entlang. Auf einem gut fahrbaren Schotterbelag geht es nach Frimmersdorf. Die Erft entspringt in der Eifel hinter Bad Münstereifel und mündet bei Neuss in den Rhein. Die 110 Kilometer lange Strecke ist komplett als Erftradweg für Fahrradfahrer ausgeschildert.
Frimmersdorf: Frimmersdorf ist ein Stadtteil von Grevenbroich im Rhein-Erft-Kreis. Die katholische Kirche St. Martin wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert durch die Abtei Knechtsteden als Patronatsherrin errichtet. Die Kirche hat eine Rokkoausstattung und ist denkmalgeschützt.
Frimmersdorf: Das Braunkohlekraftwerk ist schon von Weitem gut sichtbar. Die riesige Anlage emmitiert enorme Abgasmengen, die sich in der Atmosphäre zu Wolken ansammeln. Von Garzweiler II werden hier über Förderbänder und Güterwagen per Schiene die Braunkohle direkt ins Werk zur Kohleverbrennung beziehungsweise Stromgewinnung angeliefert.
Gustorf: Die katholische Pfarrgemeinde ist eine, der ältesten Gemeinden im Erzbistum Köln. Im Jahr 1872 wurde die alte Kirche abgerissen und eine größere Kirche im neugotischen Baustil gebaut. Die imposante Kirche wird im Volksmund auch „Dom an der Erft“ genannt.
Die alte Kirche wurde durch die sogenannten „Gustorfer Chorschranken“ bekannt. Die drei romanischen Reliefplatten dienten damals als Chorschranken. Heute sind die Patten im Rheinischen Landesmuseum Bonn installiert.
Gustorf: Hier in Gustorf steht an der Kreuzung in Richtung Gustorfer Höhe eine weitere Umgebungskarte für Radfahrer.
Gustorfer Höhe: Nach einem kurzen Anstieg geht es auf der Gustorfer Höhe über Feldwege weiter.
Das Wegekreuz ließ der Bürgerschützenverein Gustorf in den 1990ger Jahren restaurieren und auf der Höhe errichten. Es steht hier als Erinnerung an die Ortschaften Reisdorf und St. Leonhard, welche in den 1950ger Jahren den Braunkohlebaggern weichen mussten. Das Kreuz steht an der Weggabelung, wo die Gustorfer früher zur Kapelle St. Leonhard hin ihre Wallfahrt unternahmen.
Immer wieder entdeckt man auf renaturierten Gebieten Gedenksteine. Hier ist ein Stein mit Tafel errichtet zum Gedenken an die Pfarrkirche St. Georg. Die Pfarrkirche stand inmitten der abgerissenen Ortschaft Elfgen.
Jüchen: Hier in Jüchen gibt es einen Bahnhof. Der Regionalexpress verbindet Jüchen mit Mönchengladbach, Rheyth und Köln.
Jüchen: Wenige Meter vom Bahnhof entfernt, kann man sich auf einer Umgebungskarte für Radfahrer orientieren.
Jüchen: Jüchen ist eine Gemeinde im Rhein Neuss Kreis. Die katholische Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere liegt inmitten des Stadtkerns Jüchen. Die Kirche wurde im neugotischen Baustil errichtet.
Otzenrath: Die ursprünglichen Gemeinden Alt-Otzenrath und Alt-Spenrath gibt es nicht mehr, da sie für den Tagebau abgerissen wurden. Beide Orte wurden hierher umgesiedelt und zusammen geführt. Anfangs hießen sie Neu-Otzenrath und Neu-Spenrath. Die Umsiedlung wurde 2008 offiziell abgeschlossen. Nach so vielen Jahren in der neuen Heimat lässt man das „Neu“ weg und verwendet wieder die Namen Otzenrath und Spenrath. Direkt am Ortseingang kann man im Obsthofladen ein wenig rasten und die ruhige Atmosphäre genießen.
Otzenrath: St. Pantaleon gehört zum Bistum Aachen. Formal ist das neue Kirchengebäude eine Kapelle. Sie wurde 2006 eingeweiht. In und um die moderne Kirche sind Elemente der abgerissenen, alten Pfarrkirche aus Alt-Otzenrath aufgestellt: Der Altar ist aus der alten Pfarrkirche, wie auch die zwischen Kirche und Friedhof frei aufgestellten zentralen Kirchenpfeiler und die Schutzheiligen St. Simon und Judas Thaddäus.
Hochneukirchen: Der Bahnhof Hochneukirchen ist der zweite Bahnhof der Gemeinde Jüchen. Er liegt ebenfalls an der Zugstrecke Köln – Mönchengladbach – Rheyth.
Hochneukirchen: Hochneukirchen gehört zum Bistum Aachen. Die römisch-katholische Kirche ist dem heiligen Märtyrer Pantaleon geweiht. Die erste Erwähnung einer Kirche in Hochneukirchen ist um das Jahr 1308 datiert. Der Baubeginn der heutigen Kirche fand im Jahr 1869 mit der Grundsteinlegung statt. Teile der neugotischen Innenausstattung sind noch erhalten.
Wanlo: Wanlo ist ein Stadtteil von Mönchengladbach und gehört zum Bistum Aachen. Die Fillialkirche St. Mariä wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Sie steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Am 1. Januar 2010 wurde die Pfarre St. Mariä Himmelfahrt aufgelöst und mit anderen aufgelösten Pfarren zur Großpfarre St. Matthias zusammen gefügt.
Wildenrath: Das Rittersgut liegt idyllisch zwischen Feldern und Waldstücken. Im Innenhof stehen alte Landwirtschaftsgeräte zwischen denen sich Hühner und andere Hoftierbewohner frei bewegen können. Zu dem Gut gehört auch eine Gastronomie und Golfanlage.
Am Rand des Eingangs zum Rittersgut steht eine kleine Kapelle, die im Jahr 2007 eingesegnet wurde. Der Eigentümer des Ritterguts Hans-Ludwig Hoffmann hatte die Kapelle in Zusammenarbeit mit Firmen gebaut. Die Madonna wurde im Schwarzwald geschnitzt und die Kapellenglocke in der Eifel gegossen.
Keyenberg: Die römisch-katholische Fillialkirche Heilig Kreuz steht in Keyenberg, das ein Stadtteil von Erkelenz ist und zum Kreis Heinsberg gehört. Die Fillialkirche gehört zur Großpfarre Christkönig Erkelenz. Im Inneren der Kirche kann man sich eine reichhaltige, neugotische Ausstattung anschauen.
Die Kirche wurde im Jahr 1912 das letzte Mal umgebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Jedoch soll die Fillialkirche, genauso wie der Ort Keyenberg, um 2020 nach und nach abgerissen werden.
Keyenberg: In Keyenberg gibt es wieder eine Orientierungslandkarte für Radfahrer.
Immerath: Wegen des Braunkohletagebaus Garzweiler II sollen bis 2045 noch etwa 5000 Menschen umgesiedelt werden. Die Umsiedlung von Immerath ist bereits größtenteils abgeschlossen. Die Menschen wohnen jetzt in Immerath Neu. Wer durch Immerath geht, erfährt auf eine intensive Weise, was es bedeutet seine Heimat zu verlieren. Das Dorf wirkt geisterhaft und die Abrissarbeiten und Baulücken unwirklich. In dieser Szenerie lebt nur noch eine Familie auf ihrem Gehöft. Viele Bäume sind bereits gefällt, die Kirchenglocken verstummt, Häuser entfernt und die Bewohner verschwunden.
Die Profanierung von St. Lambertus in Immerath wurde 2013 durch einen feierlichen Gottesdienst abgeschlossen. Das ewige Licht wurde gelöscht. Die Kirche wird bald nach und nach abgetragen. 2014 wurden bereits die vier Bronzeglocken abgehängt und nach Immerath Neu gebracht. St. Lambertus hat eine einzigartige Doppelturmfassade. Im Volksmund heißt die Kirche „Immerather Dom“.
Aktualisierung (Stand Januar 2018): Der Immerather Dom wurde im Januar 2018 abgerissen.
Immerath: Der Konzern RWE Power hat Fakten geschaffen. Trotz langanhaltender Proteste bis zuletzt, wurde das regionale Wahrzeichen der Immerather Dom am 8. Januar 2018 abgerissen.
Vorab wurde bereits das Dorf Immerath nach und nach abgetragen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sich die mächtigen Braunkohlebagger vorgearbeitet haben und der Ort für immer von der Landkarte verschwunden ist.
Der Abriss der ehemaligen Katholischen Kirche St. Lambertus wurde aus sicherer Entfernung von vielen Menschen mit angesehen und in vielen Medien thematisiert. Vor Ort wurden die Abrissarbeiten durch Polizisten gesichert.
Unter dem Suchbegriff „Immerather Dom“ kann man viele Berichte und Fotos über den Abriss im Internet finden.
Fotos des Abrisses: Benedikt Boecker
Garzweiler II: Wenige Kilometer von Jackerath entfernt ist der sogenannte Skywalk Garzweiler II. Von dieser Aussichtplattform hat man einen weiten Ausblick auf die klaffende über 100m tiefe Bodenöffnung. Auf dem Grund bewegen sich ununterbrochen riesigen Bagger. Sie entfernen 364 Tage im Jahr riesigen Mengen Erdreich, um die Braunkohleflöze freizulegen. Seit dem Beginn des industriellen Abbaus der Braunkohle wurden schon über 100 Dörfer abgerissen und viel fruchtbares Kulturland entfernt.
Jackerath: Der Ort Jackerath liegt, genauso wie Immerath, sehr nah an der Tagebaukante von Garzweiler II. Am Kirchweg 7 des Ortes steht die römisch-katholische Pfarrkirche St. Maria Schmerzhafte Mutter des Bistums Aachen. Die im neogotischen Baustil errichtete Kirche wurde 1858 fertig gestellt. Durch starke Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg musste vieles neu gebaut und einiges geändert werden. In den 1950ger Jahren entwarf die Künstlerin Marianne Hilgers die Fenster in St. Maria. Jackerath gehört zur Gemeinde Titz im Kreis Düren.
Königshoven: Auf dem Gebiet der Petruskapelle stand früher das Dorf Königshoven, mit seiner katholischen Kirche St. Peter. Zur Erinnerung an die verlorene Heimat baute man auf diesem rekultivierten Gebiet die Petruskapelle. Ehemalige Bewohner von Königshoven sollen hier ein Stück Heimat wiederfinden. Die Besucher sind eingeladen, die Kapelle als Ort des Gebetes und der Besinnung zu nutzen. Im Inneren der Kapelle sieht man unter anderem Petrus mit dem Schlüssel und ihm gegenüber Paulus mit dem Schwert. Die Petruskapelle wurde am 1. Oktober 2005 gesegnet.
Kaster: Die Einwohner des Doppelortes Morken und Harff mussten in den 1960ger Jahren, durch den Braunkohleabbau, in das benachtbarte Kaster umgesiedelt werden. Die alte Kirche St. Martinus aus Morken wurde im Neubaugebiet Kaster als modernes Kirchengebäude neu errichtet. St. Martinus wurde 1975 durch Kardinal Höffner geweiht. Der heilige Martin lebte im 4. Jahrhundert und ist oft der Schutzpatron alter Pfarren und Kirchen.
Alt Kaster: In Alt-Kaster steht die Pfarrkirche St. Georg. Um hier hin zu gelangen, muss man hinter dem Stadttor zuerst über holpriges Kopfsteinpflaster fahren. Die Pfarrkirche ist denkmalgeschüzt. St. Georg wurde 1785 fertig gestellt. Die Innenausstattung wurde bereits vor dem Bau angefertigt und ist daher im spätbarocken Stil gestaltet.
Alt-Kaster: Das historische Dorf Alt-Kaster ist sehenswert. Schon auf dem Weg zum Stadttor kann man die wehrhafte Stadtmauer sehen. In der Dorfkneipe kann man sich noch einmal stärken, um die letzten Kilometer der Rundtour zu meistern.
Bedburg: Die Stadt Bedburg liegt an der Erft. Neben dem Krankenhaus steht St. Lambertus. Die neugotische Hallenkirche wurde zwischen 1891 bis 1894 gebaut. Der Hochaltar ist mit Darstellungen aus dem Leben des heiligen Lambertus versehen. St. Lambertus war Bischof von Tongern-Maastrich. Während seiner Amtszeit (670 bis 675 n.Chr.) wurde er, durch einen weltlichen Machtwechsel, als Bischof abgesetzt und verbannt. St. Lambert verteidigte konsequent die Immunitätsrechte der Kirche gegenüber der Staatsgewalt. Im Jahr 705 fand man ihn erschlagen ins seinem Haus in Lüttich. Einige Jahre später baute man über seinem Grab die Basilica sancti Landiberti. Bedburg liegt außerhalb des Tagebaubereiches und war auch nie vom Abriss bedroht.
Bedburg: Mit dem Erreichen des Bahnhofs in Bedburg ist die Rundtour beendet. Ab hier kann man mit dem Zug in Richtung Neuss, Düsseldorf oder Köln fahren.
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