Streckentour ländlich familienfreundlich Rheinschiene
Streckentour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet. Vereinzelt kräftige Anstiege im ersten Abschnitt im Vorgebirge (bis 10%), ansonsten eher flach; befestigte Feld- und Waldwege sowie kurze und wenig befahrene Straßenabschnitte oder Radwege.
anregend 4–5 Std 589 Höhenmeter
Anregend. Im ersten Abschnitt Steigungen bis zu 10%
kulturell
Der gelebte Glaube ist nicht nur auf den Kirchenraum beschränkt. Das religiöse Empfinden des Menschen konkretisiert sich auch im Erlebnisraum seiner Heimat. Während dieser heute besonders von Freizeitwünschen bestimmt wird, waren es in der Vergangenheit religiöse Bräuche und Rituale. Seit Jahrhunderten drücken das Prozessionen und Wallfahrten aus. Fährt man heute „in Urlaub“, ging man damals „auf Wallfahrt“, was heute ein Ausflug ist, war damals vielleicht eine längere Prozession. Die Flurprozessionen und Wallfahrten zu den Heiligen Drei Jungfrauen und die Heilig-Blut-Wallfahrt im Vorgebirge waren solche regionalen Ereignisse. Die Tour spürt dieser alten und fast vergessenen Tradition nach und zeigt ein Stück gelebte Volksfrömmigkeit.
Roisdorf: Vom Bahnhof Roisdorf aus starten wir zu Prozessions- und Pilgerzielen im sog. „Vorgebirge“, das als rheinisches Obst- und Gemüseland bekannt ist.
Alfter: Auf einer ruhigen Strecke mit einem leichten Gefälle durch die Senke eines alten Rheinausläufers kommen wir nach Alfter und der Pfarrkirche St. Matthäus.
Die dem Evangelisten Matthäus geweihte Kirche, wahrscheinlich eine fränkische Gründung, wird im 12. Jh. erstmals urkundlich erwähnt. Der romanische Bau ist im 18.Jh. nicht mehr im besten Zustand, so dass es bis zum Altar durchregnet. 1791 wird an den alten Turm eine schlichte Saalkirche angebaut, die 1900/1902 durch einen Neubau des Querschiffs und des Chores erweitert wird.
Interessant ist eine Anna-Selbdritt-Gruppe aus dem 15. Jh., die wohl aus dem benachbarten mittelalterlichen Anna-Kloster stammt. Dieses kleine Augustinerinnen-Kloster, von dem noch ein Torbogen von 1775 sowie ein Fachwerkhaus mit Ziergiebel aus dem 16. Jh. erhalten sind, beherbergt im 12./13. Jh. das Haupt der Hl. Anna, der Mutter Marias. Seit dem 16. Jh. wird es in Düren verehrt. Dorthin führt ein alter Pilgerweg von Bonn über Alfter.
Alfter
Alfter: Am Kirchengelände und am Eingang zum Schloss entlang fahren wir mit spürbarer Steigung bergan auf dem Pfad der Heilig-Blut-Wallfahrt, die schon im Spätmittelalter aus dem Bonner Raum über Alfter nach Brenig zog. Wir folgen dem nach dieser alten Pilgerstrecke benannten Blutpfad, der uns die Köln-Bonner Bucht von oben präsentiert.
Bornheim Brenig: Nach einer letzten kräftigen Steigung nach Brenig erreichen wir die Höhe des Vorgebirges und unser nächstes Ziel. Die erstmals 941 erwähnte Kirche in Brenig wird 954 dem Hl. Evergislus geweiht. Im 12. Jh. kommt die Pfarrei zu einer Heilig-Blut-Reliquie und wird dadurch zu einem bedeutenden Wallfahrtsort des Spätmittelalters, doch Reliquie und Wallfahrt gehen verloren. Als im 19. Jh. das Geld für einen Neubau der Kirche fehlt, hilft ein Gewitter. Ein Blitz setzt 1894 den Turm in Flammen und die Versicherungssumme ermöglicht eine Anschubfinanzierung. Auch die Gemeinde beteiligt sich am Kirchenbau: 400.000 Ziegelsteine werden in Eigenleistung direkt an der Baustelle gebrannt. 1896 wird die Kirche durch den Kölner Weihbischof Joseph Schmitz geweiht.
Bornheim Brenig
Bornheim Brenig: Unsere Strecke führt vorbei am Schornhof, der ab 1513 im Besitz des Kölner Stifts St. Kunibert war und als Kunibertshof bekannt ist. Wir fahren nun auf der Höhe des Vorgebirges mit weitem Panoramablick und passieren Wegkreuze und Andachtsstätten, die von alten Pilgerrouten zeugen.
Hemmerich: In Hemmerich gelangen wir zu einer dem Hl. Aegidius geweihten Kirche. Aegidius ist ein „alter“ Heiliger aus fränkischer Zeit, der zu den 14 Nothelfern gehört. Die Kirche entsteht als Burgkapelle, wird im 12. Jh. zur dreischiffigen Basilika erweitert, im 14. Jh. mit einem neuen Chor sowie im 16. Jh. mit einem Gewölbe ausgestattet. Die Kirche verfällt, und als 1854 der Kirchturm nach Blitzeinschlag in den Flammen sein Ende findet, wird durch die Initiative des damaligen Pfarrers und Kirchenhistorikers Hubert German Maaßen ein Neubau realisiert. Auf einem von ihm erworbenen Grundstück errichtet der Architekt Theodor Ross 1895/96 ein neugotisches Gotteshaus, das am Vorgebirgshang von weitem zu sehen ist. Der Chor der alten Kirche ist als Friedhofskapelle erhalten.
Hemmerich: In Hemmerich streifen wir die gespenstige Ruine des Schlosses, das durch einen Brand in den Nachkriegstagen zerstört wurde.
Rösberg: Das nächste Ziel, die Kirche in Rösberg trägt das seltene Patrozinium des Hl. Markus. Vielleicht hat er einen römischen Wettergott abgelöst und die für die Gemeinde mit bäuerlichem Alltag wichtige Funktion eines Wetterheiligen übernommen. Wie in Hemmerich wird die Kirche als Kapelle der Rösberger Burg im 12. Jh. erbaut. Nach Zerstörung der Burg im 13. Jh. wird sie im 14 Jh. wieder errichtet und untersteht dem Kölner Stift St. Georg. Der heutige Kirchbau, ein schlichter Kirchensaal, stammt von 1702. Im Turm findet sich noch Mauersubstanz der alten Burg.
Rösberg: Auch in dem seit der Römerzeit besiedelte Rösberg zeugen eine Reihe von Wegkreuzen und Stationen von der Bedeutung der Flurprozessionen im religiösen Leben dieser Gemeinden.
Nachdem wir das benachbarte Schloss Rösberg passiert haben, geht es weiter landeinwärts in eine weite Feld- und Waldlandschaft, über die in alten Chroniken auch Merkwürdiges berichtet wird. So von unheimlichen Erscheinungen und Wegelagerern, die dem braven Wanderer nachts zu schaffen machen. Wir können ja einen höheren Gang einlegen – und sind viel schneller, als uns lieb ist, wieder in der Zivilisation, die sich in der sehr handfesten Erscheinung des Kieswerks in Weilerswist zeigt.
Weilerswist: Hinter der Felderlandschaft erreichen wir einen alten Weiler oder das, was von ihm und seiner Kirche noch erhalten ist, das sog. Swistertürmchen.
Die alte Kirche, von der noch der Turm aus dem 12. Jh. mit Kapelle existiert, ist immer schon Ziel von Prozessionen und Wallfahrten gewesen und heute eine Station der Jacobus-Wallfahrt. Als Ziel des Jungfernpfades und der Verehrung der Hl. Drei Jungfrauen Fides, Spes und Caritas (Treue, Glaube, Fürsorge), die die keltisch-römische Matronenverehrung abgelöst hat, war sie im gesamten Vorgebirgsraum bekannt. Im 16. und 17. Jh. erlebt die Wallfahrt zu den Hl. Jungfrauen ihre Blütezeit. Die Kirche ist seit dem 9. Jh. nachweisbar und dem Hl. Gereon geweiht. Sie verfällt nach der Säkularisation und wird 1830 bis auf den Turm niedergelegt. Doch als Wallfahrtsstätte bleibt sie ein wichtiges Ziel, wird renoviert und durch den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner 2005 geweiht. Wallfahrtstag ist Pfingstmontag.
Walberberg: Eine erste Kirche besteht seit der Frankenzeit. Zunächst dem Hl. Jodocus geweiht, wird um 1060 die Hl. Walburga, Missionarin aus dem 8. Jh. in Süddeutschland, als Pfarrpatronin eingeführt und ein Teil Ihrer Hirnschale sowie ihres Reisestabes übertragen. Die Kirche wird zur Wallfahrtsstätte, an der seitdem eine Reliquienprozession am ersten Maisonntag stattfindet. Die Gründung eines Zisterzienserinnen-Klosters 1197 führt zum Ausbau der Kirche. Caesarius von Heisterbach steht im Kontakt mit dem Kloster, in das Töchter aus angesehenen Kölner Patrizierfamilien eintreten. Ab 1447 übernehmen Zisterziensermönche und ab 1591 die Jesuiten das Kloster. Als die Kirche 1944 in Flammen steht, ist zufällig der damalige Erzbischof Josef Kardinal Frings in der Nähe und steht der Gemeinde bei. Nach der Wiedererrichtung weiht er 1952 den Altar. Der massive Turm wird 1962 angebaut.
Walberberg: Auf der anderen Straßenseite ist ein Stück der römischen Wasserleitung ausgestellt, die Frischwasser von Nettersheim nach Köln fließen ließ und in Walberberg die Rheinebene erreichte.
Schwadorf: In Schwadorf stoßen wir auf den neugotischen Bau der St. Severinskirche. Seit dem Fund eines Siegels des Kölner Erzbischofs Phillip von Heinsberg kann das Alter der Kirche auf das 12. Jh. bestimmt werden. Sie untersteht schon in dieser Zeit dem Kölner Stift St. Severin und ist dem Hl. Severin geweiht. Die bescheidende einschiffige mittelalterliche Kirche wird für die wachsende Gemeinde im 19. Jh. zu klein. Nach Plänen des Kommunal-Baumeisters Müller wird ein neugotischer Kirchbau mit einem schlanken Turm ausgeführt und 1875 geweiht.
Brühl: Die letzte Etappe führt uns nach Brühl und seiner barocken Prachtwelt, die mit den Kurfürsten-Erzbischöfen Joseph Clemens und Clemens August eng verbunden ist. Erstes Ziel ist die ehemalige Franziskaner- und Schlosskirche.
Die Kirche „Maria von den Engeln“ wird 1493 als Klosterkirche der Franziskaner durch Förderung des Kurfürsten Hermann von Hessen errichtet. Für ihn und seine Nachfolger wird sie Bestattungsort für Herz und Eingeweide. Der barocke Ausbau des Schlosses unter den Kurfürsten Josef Clemens und Clemens August bezieht ab 1723 auch die Kirche mit ein. Balthasar Neumann entwirft einen prunkvollen Hochaltar mit einem beeindruckenden Baldachin. Für den Kurfürsten wird hinter dem Chor ein sog. Oratorium angebaut, von dem aus er der Messe über dem Altar und sichtbar für die Gemeinde beiwohnen kann. Die barocke Ampel des Ewigen Lichts stiftet Clemens August für seinen 1733 im Duell in Brühl ermordeten Freund, Johann Baptist Freiherr von Roll. Ebenso ein Epitaph, das sich heute in der Pfarrkirche St. Margareta befindet. 1944 wird die Kirche zerstört, ihr Wiederaufbau dauert bis 1962.
Brühl: Mitten im Zentrum von Brühl steht die Pfarrkirche St. Margareta, die seit vielen Jahrhunderten den seelischen und religiösen Anliegen der Menschen einen Ort gibt.
Im 12. Jh. wird eine Kapelle errichtet, aus der die 1274 erstmals erwähnte, der Hl. Margareta geweihte Pfarrkirche hervorgeht. Sie untersteht dem Kölner Stift St. Ursula. Aus dieser Zeit stammt das Kopfreliquiar der Hl. Margareta, einer frühchristlichen Märtyrerin. 1340 wird eine gotische dreischiffige Basilika errichtet. Die 1885/87 durch Vinzenz Statz durchgeführte neugotische Erweiterung läutet eine Phase von Umbauten und Neugestaltungen ein. Zur wertvollen Ausstattung gehören neben einer stattlichen Anzahl von Reliquiaren zwei kostbare Gemälde aus dem Kölner Stift St. Kunibert sowie ein Reliquienschrein der Hl. Ursula aus dem 15. Jh.
Brühl: Wir fahren Richtung Bahnhof und kommen durch die Innenstadt wieder in das Parkgelände des Schlosses, das wir zum Bahnhof hin durchqueren. Sollte die Zeit es zulassen, lohnt sich ein Besuch des Schlosses und des Gartens – ohne Fahrrad.
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