Rundtour städtisch familienfreundlich Rheinschiene
Rundtour, hauptsächlich durch städtisches Gebiet. Urbane Tour, die die Ereignisse und auch Greueltaten in der Zeit des ersten und zweiten Weltkriegs nachgeht und diese Orte „er-fahrbar“ werden läßt.
entspannt 1–3 Std 232 Höhenmeter
Entspannt. Tour mit einer kurzen Strecke durch städtisches Gebiet. Überwiegend Fahrradwege oder kleinere Straßen. An verschiedenene Stellen (Einbahnstraßen, Westfriedhof) muss geschoben werden.
kulturell
Eine Tour der Gemeinde St. Rochus im Rahmen des Projektes „Nicht Vergessen!“. Ausgedacht und konzipiert von Wilfried Kaets.
Bickendorf: Die Rochuskirche wurde 1847-49 nach Plänen des Architekten Ernst Friedrich Zwirner, der die bauliche Vollendung des Kölner Doms wiederaufgenommen und zum Abschluss gebracht hat, im neuromanischen Stil errichtet. In den Jahren 1880 bis 1885 wurde der Bau um Querschiff, Chor und Westturm erweitert. Der 2. Weltkrieg hat auch St. Rochus in Schutt und Asche sinken lassen. In den Jahren 1942 und 1944 wurde die Kirche vom Bomben getroffen und brannte 1944 völlig aus. Nach dem Krieg wurde die Kirche wiedererrichtet, das Langhaus 1949 wiederaufgebaut; Die heutige Innenraumausstattung geht auf das Jahr 1966 zurück.
Heute empfängt den eintretenden Besucher ein freundlicher heller Raum. Klare Formen gliedern die inneren Wände. Vierungspfeiler und Gestaltung der Apsis lassen den ehemaligen Reichtum des Inneren der Kirche erahnen. Seit mehr als 20 Jahren ist diese Kirche auch Raum für zahlreiche kulturelle, musikalische und liturgische Akzente.
Die Kirche ist tagsüber von 10 - 18 Uhr geöffnet (Glastüren zum eigentlichen Mittelschiff geschlossen, offener Andachtsraum)
Historische Fotos der brennenden Kirche nach Bombentreffer: Privat, Pfarrarchiv St. Rochus. Weitere Informationen unter: www.rochuskirche.de
Bickendorf: Die Restauration „Haus Thomas“, im Volksmund eher unter „Jussi“ nach dem gleichnamigen Wirt bekannt, gehört zu den urkölschen Veedelskneipen und ist ziemlich genau so alt wie die direkt nebenan liegende Rochuskirche. Was die beiden insbesondere historisch miteinanderverbindet, lässt man sich am besten bei einem frischen Gaffel vom Wirt selbst erzählen …
Seit Jahrzehnten hat sich am Interieur nichts geändert.
Bickendorf: Der Friedhof wurde 1854 eröffnet, nachdem der alte Bickendorfer Friedhof am heutigen Alpener Platz geschlossen worden war. Bis 1945 wurde auf dem Friedhof an der Feltenstraße bestattet. An diese Zeit erinnern noch heute das Hochkreuz und verschiedene Grabsteine. Die fünf alten Grabkreuze sind Zeugen der uralten Friedhofsgeschichte Bickendorfs.
Im heutigen Landschaftsschutzgebiet stehen viele alte Bäume, die als Naturdenkmäler besonderen Schutz benötigen. Auf dem ehemaligen Friedhofsgelände leben z.B. Bussarde, Spechte, Eichhörnchen und Fledermäuse.
Bickendorf: Das Café St. Mocca versteht sich als ein christliches Begegnungscafé mit ehrenamtlichen Mitarbeitern. Leiter ist der professionelle Kaffesommelier Markus Losse.Das Café bietet auch eine pikante Mittagskarte und regelmäßige Veranstaltungen wie Carrerabahnrennen für Väter und Söhne....
Bei dem seit Jahren dem Zerfall preisgegebenen Haus handelt es sich um ein typisches Landarbeiterhäuschen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Spätestens 1910 zog die jüdische Familie Herz in das kleine Haus ein. Albert Herz war Metallhändler und lebte mit seiner Frau Mathilde Herz und ihrem Sohn Karl, der Schwiegertochter Marga und dem Enkel Harry zusammen. Alle fünf wurde 1941 nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert und ermordet. Außer der Dreigenerationenfamilie lebte seit Sommer 1940 Carl Frankenstein mit im Haus. Aufgrund der Verfolgung musste er seine Schuhgroßhandlung aufgeben und von Juni 1940 bis Juni 1941 als Zwangsarbeiter bei der Firma Glanzstoff arbeiten. Nur Benno Herz, dem 2. Sohn von Albert und Mathilde Herz gelang die Flucht in die USA, wo er 1968 verstarb.
Seit März 2011 erinnern sechs Stolpersteine in der Einfahrt zum Grundstück an die Ermordeten. Der Erhalt des Häuschens ist für die Erinnerung an den NS-Terror in Bickendorf wichtig
Achtung! Die Tourenstrecke führt durch den Ahornweg entgegengesetzt der Fahrtrichtung (Einbahnstraße), da seine Alternativroute zu aufwendig wäre. Hier muss also geschoben werden.
Nur wenige Meter entfernt finden sich weitere von Gunther Demnig verlegte Stolpersteine. Sie sind die letzten Erinnerungen an Menschen, die durch den unmenschlichen Nazi-Terror verschleppt und ermordet wurden. Ihre Geschichte und ihr Lebenszeugnis wissen wir nicht, das alte Wohnhaus existiert nicht mehr.
Veloer Str.: Die Tafel erinnert an ein Verbrechen an über 1000 Sinti und Roma, das hier seinen Ausgang nahm. Von 1935 bis 1940 befand sich auf dem ehemaligen „Schwarz-Weiß-Sportplatz“. das 1. kommunale „Zigeunerlager“ im Deutschen Reich. Hier lebten hinter einem Stacheldrahtzaun bis zu 500 Sinti und Roma unter menschenunwürdigen Zuständen, von einem SS-Lagerkommandanten und Schutzpolizisten bewacht. Immer wieder waren sie Razzien und „rassenbiologischen“ Untersuchungen ausgesetzt.
Am 16. Mai 1940 wurden ca. 400 Lagerinsassen von Schutzpolizisten zusammengetrieben und auf LKW in die Deutzer Messehallen gebracht, wo sie entlaust, kahlgeschoren und mit Nummern tätowiert wurden. Mit über 600 anderen Roma und Sinti wurden sie in die Arbeitslager im Osten deportiert. Viele starben, nur wenige kehrten nach Köln zurück. Die Stadtverwaltung wies den Überlebenden das Gelände des ehemaligen Internierungslagers zu. Auf Drängen einer Bickendorfer Bürgerinitiative, die das „Zigeunerlager“ störte, wurden die Roma 1958 in Köln-Roggendorf in ausrangierten Eisenbahnwaggons untergebracht. Später bekamen die Roma eigene Wohnungen zugewiesen.
Venloer Str.: Hier müssen wir unser Fahrrad schieben, nicht nur, weil es die Ordnung verlangt, sondern um die Besonderheit des Ortes zu würdigen. Der Westfriedhof gehört mit einer Fläche von 52 Ha. zu den fünf großen Kölner Friedhöfen. Er war als Nachfolgefriedhof für Melaten von Johannes Ibach und Karl Wach entworfen worden und wurde 1917 eingeweiht. Kennzeichnend für ihn sind ein für die größeren Kölner Friedhöfe typischen Parkcharakter mit breiten Alleen und reichhaltiger Baumbepflanzung. Geradezu monumental ist die Eingangsallee von der Venloer-Straße zur 1921 errichteten Trauerhalle, an die sich das erste Krematorium Kölns von 1937 anschließt.
Der Friedhof beherbergt eine Reihe großer und sehenswerter Grabstätten von Roma-Familien, an denen auch unsere Tour entlangführt. Obwohl sie hier Schreckliches erfahren haben, sehen sie doch in Köln ihre Heimat.
Venloer Str.: In der ehemaligen Trauerhalle am Eingang des Friedhofs ist das Café Augentrost beheimatet. Es ist nicht nur Café, sondern auch kultureller Veranstaltungsort und Heimat für trauernde und nachdenkliche Besucher des Friedhofs und besitzt eine kleine Andachtsecke.
Westfriedhof: Der Westfriedhof beherbergt auch ein großes Gräberfeld mit Gefallenen des 2. Weltkriegs, das nach wenigen 100 Metern erreicht wird. Dieser eindringliche Ort mahnt zu Frieden und zur Besonnenheit und daran, dass es andere und schreckliche Zeiten gab. So sind neben den gefallenen Soldaten auch über 5.000 Bombenopfer hier bestattet worden. Es stimmt es nachdenklich und traurig zugleich, dass schon an der Errichtung des Westfriedhofs auch russische Kriegsgefangene des 1. Weltkriegs beteiligt waren.
Hinter dem Gefallenenfriedhof folgt das vielleicht dunkelste Kapitel, das der Friedhof beherbergt, die Gräberfläche der von der GESTAPO ermordeten Menschen, die dem NS-Terror zwischen 1939 bis 1945 zum Opfer fielen. Durch einen offenen Gedenkraum mit einer eindrucksvollen Pieta von Karl Lehmann wird dieser abgelegene Teil des Friedhofs erreicht. Neben vielen Ermordeten verschiedener Nationen werden auch 788 Opfer der GESTAPO genannt. Die Bronzeplastik „Jünglingen im Feuerofen“ von Herbert Calleen wurde für die ca. 1.000 Gestapoopfer aufgestellt, darunter auch die sog. Kölner Edelweißpiraten, die hier verscharrt wurden. Sie verdeutlicht die Bedrückung und die Todesangst der hier umgebrachten Menschen.
Eine Gedenktafel erinnert an 788 durch die GESTAPO ermordeten Opfer, die namentlich nicht erwähnt werden.
am Westfriedhof: Fast zeitgleich mit dem Westfriedhof wurde der jüdische Friedhof angelegt und 1918 eröffnet. Er ist bis heute Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde Kölns und bietet neben einer sehenswerten Grabkultur die Gräber bekannten und berühmter Zeitgenossen wie das des Kaufhof Gründers Leonard Tietz, des Soziologen Alphons Silbermann oder der Ärztin Lilli Jahn.
Beeindruckend ist die große neoklassizistische Trauerhalle mit ihrem hebräischen Schriftzug („Der Gerechte lebt in seinem Glauben“). Errichtet wurde sie 1930 von Robert Stern, der kurze Zeit später vor der Verfolgung durch den nationalsozialistischen Terror in die USA flüchten musste. Die strenge Geometrie der Trauerhalle setzt sich landschaftsarchitektonisch in der symmetrischen Ausrichtung des Friedhofgeländes fort. Ihr gegenüber liegt eine Gedenkstele, die den Ort markiert, an dem die Ritualgegenstände Davidstern, Menora und Torarolle aus den Kölner Synagogen heimlich vergraben wurden, den nationalsozialistischen Wahn „überlebten“ und dort 1979 wiederentdeckt wurden. An gleicher Stelle wird an die Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns der jüdischen Gemeinde Köln gedacht und die unfassbare Zahl von über 11.000 Menschen genannt.
Eine Besonderheit ist das Ehrenmal des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten aus dem ersten Weltkrieg, das als monumentales, noch im Jahr 1934 von Robert Stern realisiertes pyramidenförmiges Mahnmal überrascht. Es erinnert an die jüdischen deutschen Soldaten, die im ersten Weltkrieg gefallen waren.
Bocklemünd: Das Fort IV in Bocklemünd am Freimersdorfer Weg gelegen gehört zu den großen Forts in Köln.
Gebaut wurde es im Zeitraum März 1874–1876. Als Artilleriefort angelegt wurde es schon bald als Infanterieverteidigungsanlage umgebaut. Ab 1909 wurde die Anlage von einem Luftschiffbataillon des nahegelegenen neuen Flugplatzes Butzweiler Hof belegt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Anlage geschleift und anschließend als Sportgelände und als Gartenbauanlage genutzt. Ab 1939 wieder in militärischer Nutzung wurde hier während des 2. Weltkrieges die Flugabwehrzentrale für den Raum Köln untergebracht. In der Nachkriegszeit wurde das Gebäude in unterschiedlichsten Formen genutzt u.a. als Champingnonzuchtanlage oder für Geflügelzucht, aber auch als Sportanlage.
Foto 3: Luftfahrtarchiv Köln: Werner Müller
Butzweiler Hof: Der Butzweilerhof wurde 1911 errichtet und war der erste große Flughafen Kölns. Im Vordergrund stand die militärische Nutzung. Mit dem Einzug einer kaiserlichen Fliegerstation und Flugschule ab 1912 unter dem Gedanken der „Westfront“ wurde der Flugplatz ausgebaut und nur noch militärisch genutzt. Fliegergrößen wie der „rote Baron“ Manfred von Richthofen, Gerhard Fieseler oder Werner Voss wurden hier ausgebildet. Nach dem ersten Weltkrieg nutzte das britische Militär den Flugplatz bis er ab 1926 zu einem modernen zivilen Verkehrsflugplatz ausgebaut wurde und in den 30er Jahren als „Luftkreuz des Westens“ nach Berlin-Tempelhof der zweitgrößte deutsche Flughafen war. Mit Kriegsbeginn wurden an 1940 von hier aus die ersten Angriffe gegen westliche Ziele eingeleitet. Nach dem Krieg wurde er durch Besatzungsstreitkräfte und später durch die Bundeswehr genutzt. Die zivile Luftfahrt fand ab 1957 auf dem neuen Flughafen Köln-Bonn in Wahn statt. 1995 wurde der Flugbetrieb auf dem Butzweilerhof eingestellt.
Historische Photos: Luftfahrtarchiv Köln, Werner Müller.
St. Rochus: Die Rundtour endet wieder hier.
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