Rundtour städtisch Rheinschiene
Rundtour, hauptsächlich durch städtisches Gebiet.
entspannt 2–3 Std 407 Höhenmeter
Entspannt.
kulturell
Als historische Friedhöfe bezeichnet man gemeinhin mindestens zweihundert Jahre alte Gottesacker. Vier herausragende Beispiele zeugen nicht nur von beeindruckender ehemaliger Grabmalkultur in teils malerischer Bonner Stadtlandschaft, sondern so manches Grab erinnert auch an bedeutende Persönlichkeiten, deren Namen sich noch heute in Straßenbezeichnungen wiederfinden. Die Bonner Universität bot z. B. vielen Professoren den Arbeitsraum; Alter-, Poppelsdorfer- und Kessenicher Friedhof hingegen sorgten für den ewigen Ruheraum. Auf dem Godesberger Burgfriedhof erinnern Mausoleen und große Grabanlagen eher an das reiche Besitzbürgertum und deren Verstorbene. Insgesamt strahlen alle vier Friedhöfe die faszinierend anzuschauende, emotionsgetönte Trauerkultur des 19. Jahrhunderts aus.
Ein Gesamt-Übersichtsplan sowie eine Namensauswahl der Bestatteten finden sich bei den Haupteingängen. Die Friedhöfe sind tagsüber geöffnet.
Zur Übernahme von Patenschaftsgräbern und der möglichen Eigennutzung gibt die Friedhofsverwaltung der Stadt Bonn Auskunft.
Ausführliche Beschreibungen mit einem Auswahlrundgang werden an den jeweiligen Wegpunkt angehängt.
Die Tour wurde ausgearbeitet von den Autorinnen Christel Diesler (Fotos, Texte) und Gabriele Heix (Streckenführung). Sie wurde im Frühjahr 2013 als Veranstaltung des Katholischen Bildungswerks in Zusammenarbeit mit dem ADFC Bonn durchgeführt.
Innenstadt: Unweit des Bonner Münsters und des Bonner Hauptbahnhofs startet diese Tour. Die Tour beginnt auf der Rückseite des Bonner Münsters, am Münster-Laden. Dort befindet sich auch ein Portal direkt in den Kreuzgang. Ein Blick in den Laden, wie auf die Jahrhunderte alten Gemäuer, Grablegen, Grabplatten und die neuere Stadtdechantengruft, bietet sich an.
Innenstadt: Haupteingang Bornheimer Straße
Räder mitschieben; wir verlassen den Alten Friedhof über den hinteren, westlichen Zugang.
Nur wenige „pfarr-rad-minuten“ vom Münster entfernt erreichen wir unsere erste Station, den berühmten Alten Friedhof. Nachdem 1787 der letzte Bonner Kurfürst und Erzbischof, Max Franz von Habsburg, aus Platz- und hygienischen Gründen Bestattungen in Kirchen und auf den übervollen Stadt- und Dorfkirchhöfen verboten hatte, wurde für Bonn der Friedhof von 1715, draußen vor dem Sterntor, zum alleinigen Stadtfriedhof erklärt. Bis dato war er lediglich für Soldaten und Ausgegrenzte bestimmt. Die neue Festlegung wurde kurze Zeit später, unter französischer Besatzung, noch einmal bestätigt und ausgebaut.
Zunächst wenig akzeptiert, da keine Kirche vorhanden war und „weit“ vor der Stadt gelegen, bekam die Anlage schnell Akzeptanz dank zunehmender, privilegierter Familiengräber. Die Universitätsgründung (18.10.1818), und in Folge teils durch berühmte Bildhauer geschaffene repräsentative Grabstätten für Uniangehörige, machte den Alten Friedhof schnell zum renommierten Begräbnisplatz. 1850 wurde die aus Ramersdorf translozierte mittelalterliche Kapelle eingeweiht. Mehrere Erweiterungen folgten bis zur Schließung 1884 und der gleichzeitigen Neuanlage eines Zentralfriedhofs im Bonner Norden. Bestattungen in Familien- oder Patenschaftsgräbern sind auch jetzt noch möglich. Seit den Eingemeindungen umliegender Ortschaften in die Stadt Bonn (ab 1904) unterstehen mittlerweile ca. 40 Friedhöfe der Bonner Friedhofsverwaltung.
Heute ist der Alte Friedhof auch ein Ort der Ruhe im Stadtgetümmel sowie eine grüne Lunge dank der vielen Bäume und Sträucher, teilweise sogar botanischen Raritäten. Zugleich ist er eine Art Freilichtmuseum, ein offenes Buch über Sozialkunde, Kunstrichtungen und Personenkult.
Heute ist der Alte Friedhof auch ein Ort der Ruhe im Stadtgetümmel sowie eine grüne Lunge dank der vielen Bäume und Sträucher, teilweise sogar botanischen Raritäten. Zugleich ist er eine Art Freilichtmuseum, ein offenes Buch über Sozialkunde, Kunstrichtungen und Personenkult.
Informationen für einen Auswahlrundgang zu den Gräbern: Baumsymbiose, Lilljehorn, Rehfues, Feckenkreuz, Wessel, Friedhofskapelle, Boisseré, Sarkophag Gretton, Niebuhr, Beethoven, Schiller, Arndt, Plücker, Schumann, Noeggerath, Krieger-Ehrenhof, Wesendonck, Keogh
Eingang Wallfahrtsweg
Räder gut gesichert am Eingang stehenlassen
Nach Schließung des alten Kirchhofs im Ortskern von Poppelsdorf Ende des 18. Jahrhunderts legte man am Fuße des Kreuzberges einen neuen Friedhof an. Die 1798 geplante Einsegnung wurde von der damaligen französischen Besatzungsmacht als unerlaubte Kulthandlung abgesagt, was man aber 1800 in aller Stille nachholte. Das rasch anwachsende Poppelsdorf machte mehrere Erweiterungen der Anlage nötig. Die neu gegründete Universität, z.B. auch in den Räumen des Poppelsdorfer Schlosses, veranlasste viele Professoren, ihren Wohnsitz in Poppelsdorf zu nehmen. Hier wohnten sie, hier wurden sie bestattet, und das brachte dem Gottesacker den Beinamen "Gelehrtenfriedhof" ein.
Der älteste Teil zieht sich schmal und langgestreckt zwischen Wallfahrtsweg und Stationenweg bis zum Kreuzberggipfel hinauf. Ab 1897 kam der große, breite Teil rechts des Stationenweges hinzu. Im oberen Bereich befindet sich dort einer der ersten Urnenhaine Deutschlands (1907). Der historische Bestand des Friedhofs wurde 1984 in die Denkmalliste von NRW aufgenommen.
Informationen für einen Auswahlrundgang zu den Gräbern: Küppers, Geroldt, Horix, Mühlens, Goldfuß, Wirtgen, Borromäusverein, Eynern, Körnicke, Kekulé, Laute, Kofferath, Prym, Maistre, Franqué, Zuntz, Soennecken, Fußfallstationen:
Kessenich: Nikolausstraße, seitlich bzw. oberhalb der Kapelle Alt-St.-Nikolaus
Räder gut gesichert beim Eingang stehenlassen
Der „Ahle Kesseniche Kirchhoff“, den im 20. Jahrhundert der Heimatdichter Bernhard Nietgen unter anderen in einem Mundartgedicht so einfühlsam und treffend beschreibt, zieht sich hinter der Nikolauskapelle malerisch und irgendwie fast verwunschen den Venusberghang hinan. Ein Teil der Fläche gehörte früher zum Weinanbaugebiet des Bonner Cassiusstiftes, einem der ehemaligen Besitzer. Selbstverständlich musste der fertige Wein in den Stiftsgewölben am Münster eingelagert werden und fand wohl dort auch seine Abnehmer. Bodenfunde im Kapellenbereich bezeugen römische und fränkische Begräbnisstätten. Gemäß einer Legende soll sich hier sogar die Hinrichtungsstätte der Stadtpatrone Cassius, Florentius und Gefährten befunden haben, was in großem Widerspruch steht zur Helena-Legende und der Fundstelle am Bonner Kreuzberg.
Der Mittelschiffkern der Kapelle stammt aus dem 11., Choranbau 14., Nordschiff 16., Südschiff 18. Jahrhundert. Bis 1802 war Alt-St.-Nikolaus der Bonner Pfarre St. Martin inkorporiert, danach wurde Kessenich selbstständige Pfarre. Seit der Fertigstellung von Neu-St. Nikolaus, 1891, dient das alte Kirchlein als Friedhofskapelle. Einige steinerne Grabkreuze aus der Barockzeit blieben ebenso erhalten wie die prunkvolle Grabanlage des Erbauers der Rosenburg, die noch heute oberhalb seines Grabes den Venusberghang beherrscht. Auch die Begräbnisstätte des Urahns der „Dicken Berta“ bzw. der Krupp-Essen-Dynastie gibt es noch und das Grab der Familie Riegel, die von Kessenich aus ihren heutigen Haribo-Weltkonzern startete. Grablegen mehrerer Bonner Professoren kann man ebenfalls finden.
Grundsätzlich ist das Areal einer der ältesten Totenacker im Stadtgebiet, zudem ein Kirchhof im wahrsten Sinne des Wortes, in jedem Fall aber ein Kleinod unter Bonns historischen Friedhöfen. Man kann einen Besuch nur empfehlen, bevor die letzten, schönen alten Grabanlagen verfallen sind.
Informationen für einen Auswahlrundgang zu den Gräbern: Eichhoff, Riegel, Mausoleum, Schlieper, Richter, Wolter
Bad Godesberg: ACHTUNG!: Die Strecke zwischen Promenadenweg und Am Burgfriedhof muss geschoben werden!
Am Burgfriedhof
Räder gut gesichert beim Eingang stehenlassen
1210 beendete der Bau der Godesburgfestung frühe christliche Bestattungen seit dem 9. Jahrhundert im inneren Burgbereich. Die Michaelskapelle in der ehemaligen Vorburg begrenzt den heutigen oberen Friedhof (Chor 14. Jahrhundert, barocker Wiederaufbau des Kirchensaales bis 1699). Die Kapelle diente von 1805-1862 als Pfarrkirche von Godesberg. 1805 legte man ebenfalls noch im Vorburgbereich einen neuen Totenacker an, heute der älteste Teil der gesamten Anlage. Mehrere Erweiterungen folgten.
Der Burgfriedhof ist kein „Gelehrtenfriedhof“ wie der Poppelsdorfer- oder der Alte Friedhof. Hier fanden viele selbstbewusste Bürger ihre letzte Ruhestätte, die oft als Pensionäre im damals beliebten „Pensionopolis“, wie man Godesberg auch nannte, gelebt hatten. Mit reichlich Geld legte man Grabstätten an wie ehemals Fürsten. Reichtum galt um 1900 als Auserwähltsein vor Gott. Gerade hier bezeugt die Grabmalkunst das wachsende bürgerliche Legitimationsbedürfnis. Es findet sich ein außergewöhnliches Spektrum gründerzeitlicher Grabgestaltung, vielmals künstlerisch sehr hochwertig, in Form von Mausoleen, Gruftkapellen, Grotten-, Wand- und Portalgrabmalen, Kreuzen und Fialentürmen á la Kölner Dom.
Johanna Kinkel (1810-1858) nutzte den Friedhof für geheime Treffen mit ihrem späteren zweiten Ehemann Gottfried Kinkel und sprach vom „rührendsten ländlichen Kirchhöfchen“, das man je betreten habe. Der Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876) schwärmte vom „blumigen, buschigen Friedhof“ und Ernst Moritz Arndt (1769-1860) hob besonders die „grünen Erdenwiegen der Kindlein hervor, welche in zartem Alter wieder heimgingen“.
Bemerkenswert ist neben dem integrierten Judenfriedhof, der in der Nazizeit unverletzt blieb, auch die terrassenförmige Hanglage mit dem wunderschönen Schmuck der vielen alten Bäume.
Informationen für einen Auswahlrundgang zu den Gräbern: Evertsbusch, Friedhofskapelle-Mausoleum Guier, Diederichs, Judenfriedhof, Grisar, Ännchen Schumacher, Mausoleum Düren, Wendelstadt, Kemp, Binzler, Siebel, „Mutter Erde“, Winter
Plittersdorf: Während wir am Rhein entlang zum Ausgangspunkt am Bonner Münster zurückfahren, stoppen wir noch einmal am Rheinufer in Plittersdorf und werfen einen Blick auf das Mausoleum Carstanjen. Als Bauvorbild diente das Pantheon in Rom. 1897 ließ es der Bankier und Zuckerfabrikant Adolf von Carstanjen auf seiner Sommerresidenz als Privatmausoleum erbauen. Der letzte Nachfahre verstarb 2005. Die Godesberger Bürger-Stiftung veranlasste 2006 die Restaurierung. Seitdem bietet die Krypta Platz für bis zu 3000 Urnen-Bestattungen, auch für Nichtbonner.
Innenstadt: Geschafft!
Von hier aus ist der Bonner Hauptbahnhof nur wenige Minuten entfernt
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