St. Ursula
Hl. Ursula, bis 5. Jh.
Wie die Kirchen St. Severin und St. Gereon führt uns auch St. Ursula in die Römerzeit zurück.
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Kath. Pfarramt St. Agnes
Neusser Platz 18
50670 Köln
Tel.: 0221/788075-0
st.agnes[æt]katholisch-in-koeln.de
Wallfahrt
Name: Übertragung der Gebeine
Ziel: Tournai
Enfernung: 278 km
Wallfahrt
Name: Übertragungen der Gebeine der Gefährtinnen
Ziel: Tournai
Enfernung: 278 km
St. Ursula, Ostchor
Foto: Dr. Jakob Schlafke
Wie die Kirchen St. Severin und St. Gereon führt uns auch St. Ursula in die Römerzeit zurück. Alle drei lagen vor der Stadtmauer an den wichtigsten Ausfallstraßen nach Süden, Westen und Norden. Alle drei stehen auf einem Gräberfeld und haben die frühe Tradition einer Grabkirche. Für St. Ursula bezeugt uns die dort erhaltene Clematiusinschrift aus der Zeit um 400, daß dort der Begräbnisort der ehrwürdigen Jungfrauen war, die für den Namen Christi ihr Blut vergossen haben. Die Legende hat die Geschichte blühend und liebenswürdig ausgeschmückt. Die genauen Umstände sind uns heute unbekannt. Legenden haben aber immer einen Wahrheitskern. Die Zahl 11.000 erscheint stark übertrieben. Eine Erklärung kann sein, daß die römische Inschrift XIMV - XI Martyres Virgines bedeuten kann und als XI Mille Virgines - 11000 Jungfrauen statt elf Märtyrer-Jungfrauen gedeutet worden ist. Tatsache ist, daß dort ein Friedhof, auf dem nur Jungfrauen begraben werden durften, und eine Kirche aus der Zeit um 400 waren, deren Grundmauern durch die Grabungen nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigt worden sind.
Der Name Ursula ist urkundlich erst am Ende des 1. Jahrtausends nachgewiesen. Seit 866 war dort ein freiadeliges Damenstift, von dem wir auch aus der um 1057 abgefaßten Lebensbeschreibung der hl. Adelheid wie auch aus der Geschichte der Gerresheimer Stiftsdamen wissen, die nach dem Ungarnüberfall 919 ihre Zuflucht im Stift bei St. Ursula fanden. Im Zuge der Stadterweiterung 1106 wurde beim Kloster der alte Friedhof mit den aus der Legende bekannten Märtyrergräbern wiederaufgefunden. Dadurch fand die Verehrung eine große Verbreitung. Vor allem Besucher aus England fragen oft nach St. Ursula und der „Goldenen Kammer“, weil ihnen die hl. Ursula als englische Prinzessin vertraut ist. Inmitten von 122 Reliquienbüsten steht hier der Schrein des Aetherius, des legendären Bräutigams der hl. Ursula. Der Schrein wurde zwischen 1170 und 1180 in der Werkstatt von St. Pantaleon geschaffen. Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt er große Verluste. In den Arkaden standen einst Apostelfiguren. An der Stirnseite thronte Christus, an der Rückseite Maria mit Ursula und Cordula. Die klassizistischen Spruchtafeln, die jetzt die Felder füllen, wirken fremd. Das für Köln einmalige Tonnengewölbe vermittelt aber auch heute noch den Eindruck der hohen Kostbarkeit des alten Schreins. In St. Ursula rafft sich die Geschichte des christlichen Köln zusammen: An der Römerstraße nach Neuss, kurz hinter dem Stadttor gelegen, entstand hier im 4. Jahrhundert eine Gedächtniskirche auf einem Friedhof. Beim Frankeneinfall 355 wurde diese wohl zerstört und um 400 von dem Senator Clematius neu gebaut.
Von 866 bis 1802 gebaut und in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts der romanische Chor durch den „modernen“ gotischen ersetzt, der 1287 geweiht werden konnte. Die im Laufe der folgenden Jahrhunderte geschaffenen Kunstschätze gingen bei der Aufhebung des Stiftes 1802 zum großen Teil verloren, darunter auch der um 1170 geschaffene Schrein der hl. Ursula.
St. Ursula, Goldene Kammer
Foto: Dr. Jakob Schlafke
Die Kölner Goldschmiede Wüsten und Hermeling schufen 1878-1883 einen neuen Schrein. Sie konnten nur noch einige erhaltene Emailleplatten des romanischen Schreins in die Ornamente einsetzen. In sechs großen Bildern erzählen die Dachschrägen von Fahrt, Martyrium und Auffindung des Grabes der heiligen Jungfrauen, die mit den Palmen ihres Martyriums in den Rundbogenarkaden der Langseiten stehen. Auf der ist hier ein freiadeliges Damenstift bezeugt. Als 1106 der Mauerring um die Stadt erweitert wurde, ergaben sich für Kloster und Kirche bauliche Veränderungen, bei denen auch die Märtyrergräber entdeckt wurden. 1135 wurde die jetzige romanische Emporenkirche vollendet, Anfang des 13. Jahrhunderts der Westturm Mensa des Altares sind in den Spitz- bogennischen der Rückwand die elf Jungfrauen dargestellt; in der Mitte St. Ursula als Schutzmantelheilige, um die sich ihre Schützlinge hilfesuchend drängen. Auch diese Figuren wurden im vorigen Jahrhundert von A. Iven nach den Umrißspuren ihrer Vorgängerinnen nachgeschaffen.
Zur Abrundung müßte dem Bild noch das romanische vergoldete Antependium vorgesetzt Werden, das mit den Grubenschmelzplatten geschmückt, ursprünglich den thronenden Christus, umgeben von den Evangelistensymbolen, zeigte. Es wurde in derselben Zeit wie der erste Schrein (1170-1180) in der Werkstatt von St. Pantaleon geschaffen. Jetzt schmückt es, nach Vielen Veränderungen, den Altar in St. Cäcilien (Schnütgen-Museum), an dem heute noch in der Weihnacht die hl. Messe gefeiert Wird. Am 25. 7. 1920 wurde die Kirche mit St. Gereon als erste im Erzbistum Köln von Papst Benedikt XV auf Bitten von Kardinal Schulte zur päpstlichen „Basilica minor“ erhoben.