Rochuskapelle
Hl. Rochus, 17. Jh.
Das stille Seligenthal unter dem Staudamm der Wahnbachtalsperre verrät heute nur dem Wissenschaftler etwas von seiner Geschichte.
Kontakt
Rochuskapelle in Seligenthal
Seligenthaler Str. 78,
Kirchengemeinde St. Servatius, Mühlenstraße 6, 53721 Siegburg
Telefon: 02241-97169-0, in Notfällen: 0152-21697981
Das Pastoralbüro ist für geöffnet: Mo – Do: 09:30 - 13:00 Uhr, Fr: 09:30 - 12:00 Uhr
Internet: servatius-siegburg.de
E-Mail: pfarrbuero[æt]servatius-siegburg.de
Messdiener vor der Rochuskapelle
Foto: Korte-Böger
„Wir sind hier in Siegburg-Seligenthal und stehen vor der Kirche St. Antonius. 1231 gründen hier die Grafen von Sayn, Heinrich III. und Mechthildis ein Franziskanerkloster. Irgendwann zwischen 1251 und 1256 (hier gibt es unterschiedliche Angaben in den Geschichtsbüchern) wurde diese Kirche, als damals älteste Franziskanerkirche nördlich der Alpen, geweiht und erhielt als Patronat „die Enthauptung Johannes des Täufers.“ Dr. Andrea Korte-Böger ist wissenschaftliche Archivarin und hat fast 35 das historische Archiv der Stadt geleitet. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Kirchengeschichte rund um Siegburg, auch als Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges. Hier auf der ehemaligen Klosteranlage - einige Klostergebäude wurden nach einem schweren Brand im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut – zwischen der Kirche, die mittlerweile dem heiligen Antonius geweiht ist auf der einen Seite, und der Rochuskapelle auf der anderen, fühlt sie sich sichtlich wohl. Kein Wunder: Wiesen, Wälder, ein Spielplatz und der Wahnbach in der Nähe – wer hierhin fährt, empfindet schnell so etwas wie ein Urlaubs- und Erholungsgefühl. Normalerweise ist es relativ ruhig hier, allerdings nicht am 16. August. Denn seit mehr als 500 Jahren pilgern am Festtag des heiligen Rochus mehrere hundert Menschen hierhin (Anfang des 20. Jahrhunderts waren es manchmal mehr als 2000!), um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und um das Gelübde ihrer Vorfahren zu erneuern.
„Wenn sie vor der roten Ruhr verschont blieben, würden sie hier an dieser Stelle zu Ehren des heiligen Rochus eine Kapelle bauen, haben die Seligenthaler damals geschworen“, erzählt Korte-Böger. Die „rote Ruhr“ ist eine ansteckende Durchfallerkrankung mit Bauchkrämpfen, Erbrechen und Fieber, an der im Mittelalter Tausende Menschen gestorben sind und der heilige Rochus, Nothelfer bei ansteckenden Krankheiten (vor allem der Pest) und Patron der Reisenden sollte helfen. Und scheinbar tat er das auch in mehreren Fällen, denn die Seligenthaler hielten ihr Versprechen und bauten 1709 die Rochuskapelle. Eine Wallfahrt nach Seligenthal ist allerdings schon früher, erstmals für das Jahr 1627, urkundlich belegt. Direkt am Wald gelegen, fällt die aus Stein und Fachwerk errichtete Kapelle kaum auf. Früher sei sie verschlossen gewesen, erzählt Andrea Korte-Böger, jetzt ist sie durchgehend geöffnet, damit Pilgerinnen und Pilger kommen, vor der großen aus der Zeit um 1710 stammenden Rochus-Figur beten, eine Kerze anzünden und sogar die Glocke läuten können - und dann vielleicht eine Spende hinterlassen in dem eingemauerten Opferstock unter einem der beiden kleinen, vergitterten Außenfenster, in den man auch von außen sein Geld einwerfen kann.
Pilger auf dem Weg zur Rochuskapelle am 16. August
Foto: Korte-Böger
Rochus-Darstellung in der Rochuskapelle
Foto: Martin Mölder
Die Statue des Heiligen im schlichten Inneren der Kapelle ist in Pilgerbekleidung mit Jakobsmuschel und Pilgerstab dargestellt sowie mit weiteren für Sankt Rochus typischen Merkmalen, wie der Pestwunde am Oberschenkel und dem Hund, der dem Einsiedler, der der Überlieferung nach, viele Kranke in der Zeit der Pest heilte und dann selbst erkrankte, Verpflegung brachte und seinen Wunden sauber leckte.
„Pilgerinnen und Pilger kommen jedes Jahr aus Sankt Mariä Namen in Braschoß, aus Liebfrauen in Kaldauen und aus Sankt Servatius, aus der Innenstadt Siegburgs“, erzählt die Archivarin. Sternförmig wandern die Gruppen dann zur Rochuskapelle, um abends gemeinsam eine Festmesse zu feiern, die musikalisch meist von der Chorgemeinschaft Sankt Marien und den Siegburger Musikanten gestaltet wird. Dafür wird der transportable Rochusaltar aus der gegenüberliegenden Kirche St. Antonius. In der auch eine Rochusstatue hängt, auf den Parkplatz gefahren und die Rochus-Reliquie darauf gestellt. Nach dem Gottesdienst gibt es den traditionellen Imbiss mit selbstgemachtem Brot, dem sogenannten „Pilger-Blatz“, Marmelade und kühlen Getränken. In den 1960er Jahren war Wallfahrt eingeschlafen, seit den 1980er-Jahren ist sie wiederbelebt und lebendig bis heute.
Gebet
Morgensegen
"Barmherziger und guter Gott, segne diesen Morgen, den du mir geschenkt hast, dass es ein Tag des Heils werde, ein Tag, der mir und den Menschen um mich herum Segen bringt und Früchte trägt, die bleiben. Segne mich und alles, was ich heute in die Hand nehme, was ich anpacke, berühre, forme und gestalte. Lass meine Arbeit zum Segen werden für andere. Segne mich, damit ich selbst zu einer Quelle des Segens werden darf für die Menschen, denen ich heute begegnen werde." Anselm Grün